Das Politische im Alltäglichen | ||
Foto:Eugen Bednarek und Wanda Korfany-Bednarek, rechts Kulturmanager Robert Smajgert. Foto Walter Buchholz/WAZ FotoPool | ||
Ein Foto
eines einladenden Weihnachtsmarkt-Stands weckt Besinnlichkeit und Wärme.
Doch wer genau hinsieht, entdeckt einen geschickt eingearbeiteten Hinweis
auf den chinesischen Terror in Tibet in den 1980er Jahren.
Das Künstlerpaar Wanda Korfanty-Bedanrek und Eugen Bednarek setzt banales Alltagsgeschehen in einen Kontext mit zeitgeschichtlichen Ereignissen. Die so entstandene „Chronik der Meta-Alltäglichkeit der Parallelwelten 1960-2011“ hat am Sonntag in der Großen Galerie der Zeche Königin Elisabeth eröffnet. Zugegeben, einen etwas verschwurbelten Namen haben die beiden Künstler
ihrer Ausstellung verliehen. Zeit, dass sie etwas Klarheit in die Angelegenheit
bringen: „Wir sind sieben Milliarden Menschen auf der Erde – das
bedeutet sieben Milliarden Parallelwelten, in denen jeder von uns anders
lebt und damit anderes erlebt“, erläutert Eugen Bednarek
ihren Ansatz. Der Philosoph Robert Samjgert, der bei der Vernissage am Sonntag die Einführung vornahm, erkennt darin „eine politische Ebene, die ich bisher noch nie in den Werken von Eugen Bednarek entdeckt habe“. Im Zuge der Aufklärung habe der Mensch zunehmend Selbstbestimmung erlangt, die sich jedoch auch in einer gewissen Abstumpfung äußert: „Wir nehmen das, was um uns herumgeschieht, einfach gar nicht mehr wahr“, kritisiert Smajigert. So provozieren die Bilder die Frage, was man selbst getan hat, während bestimmte politische Ereignisse die Welt verändert haben. Dabei drücken sie auch eine gewisse Hilflosigkeit aus: „Als das Word Trade Center fiel, hat sich doch jeder gefragt, was man hätte tun sollen“, meint Bednarek. Zuweilen jedoch kämen die Metaebenen der Parallelwelten sehr nahe: „Wenn ich meinen Bruder fotografiere, nachdem er gerade seinen Job im Bochumer Nokia-Werk verloren hat, ist auch diese zeitgeschichtliche Ebene für mich plötzlich ganz konkret.“ Bednarek hat sich lange Zeit eher als unpolitisch verstanden. „Und das, obwohl ich zwei verschiedene politische System erlebt habe und miterlebt habe, wie vor der polnischen Kunstakademie Panzer vorfahren.“ Im Alter von 40 Jahren habe bei ihm jedoch ein Umdenken stattgefunden: Bednarek fing an, generell die passive Grundhaltung der Künstler zu hinterfragen. „Ich denke, ich hätte mehr machen können – und ich denke, das gilt für die meisten meiner Kollegen.“ Bis Mitte Februar 2012 ist die Ausstellung in der Zeche Königin
Elisabeth, Elisabethstr. 31-39, zu sehen. Gordon K. Strahl |
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